Depressionen unter Arbeitnehmern: Die häufigsten Ursachen 

Depressionen unter Angestellten vermeiden oder behandeln

Jeder fünfte Beschäftigte in Deutschland leidet unter Depressionen. Das Problem: Oft fällt das den Arbeitgebern und Kollegen nicht auf und es fehlen auch die notwendigen Kenntnisse, um dem Betroffenen richtig zu helfen.  

Der vor kurzem veröffentlichte Deutschland Barometer Depression 2021 der Stiftung Deutsche Depressionshilfe hat es deutlich gemacht: Depression kann jeden treffen. Ganze 20% der Beschäftigten haben schon einmal die Diagnose Depression bekommen, 19% vermuten Depressionen zu haben, jedoch ohne ärztliche Diagnose. Und 15% haben schon einen Selbstmord oder Selbstmordversuch unter Kollegen erlebt. Eine Studie der Techniker Krankenkasse ergab, dass Depressionen die häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit sind. Macht der Job krank? Wir gehen den Gründen auf die Spur. 

  1. Corona: Durch die Lockdowns hatten viele Menschen mit Einsamkeit zu kämpfen. Nicht jeder fühlt sich beim mobilen Arbeiten wohl und vermisst reale menschliche Kontakte. Nach dem Depressions-Barometer haben 59% der Befragten den ersten Lockdown als sehr bedrückend empfunden, beim zweiten Lockdown waren es sogar 71%. 
  1. Mobbing: Ein weiterer Grund für die Entwicklung von Depressionen ist das Mobbing auf dem Arbeitsplatz. Viele verschweigen, dass sie gemobbt werden. Arbeitgeber und auch andere Kollegen müssen besser darauf achten, dass sich kein Mobbing entwickelt. Es sollte im Unternehmen Ansprechpersonen in solchen Fällen geben. 
  1. Sexuelle Belästigung: Neben Mobbing kommt es in Betrieben auch immer wieder zu sexuellen Belästigungen. Betroffene wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen, ziehen sich zurück und sprechen mit niemandem darüber. Das führt unweigerlich zu psychischen Problemen. 
  1. Überlastung: Zu viel Arbeit kann zu Burnout führen. Das hat Folgen für die Gesundheit und in manchen Fällen sind die Betroffenen gar nicht mehr im Stande arbeiten zu gehen.  
  1. Emotionaler Druck: Manchmal läuft es im Job nicht, wie man will, der Druck wird aber nicht geringer. Viele reagieren darauf emotional und können dann mit der Situation nicht richtig umgehen, was zu einer traurigen Stimmung und Hilflosigkeit führen kann. 
  1. Monotone Aufgaben: Es ist nicht immer der hohe Workflow, der Depressionen verursachen kann, gelegentlich ist es auch die Eintönigkeit in der Arbeit. Es fehlt an Herausforderung, Ambition – man strebt eine Veränderung an, doch sie stellt sich nicht ein.  
  1. Veränderungsprozesse im Betrieb: Während die einen Veränderungen positiv gegenüberstehen, sind andere skeptisch und ängstlich. Wenn zum Beispiel die Firma von jemandem übernommen wird und es zu Neustrukturierungen kommt, kann das Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes in der Belegschaft auslösen. Und dieser Zustand kann, wenn er länger anhält, auch zu Depressionen führen. 
  1. Perfektionismus: Wer kennt das nicht? Man will beste Ergebnisse abliefern und stets alles tipptopp haben. Bei Übertreibung kommt es allerdings auch hier zu Burnout und Depressionen.  
  1. Private Probleme: Schwierigkeiten, die sich im Privatleben auftun, können sich auch auf den Job auswirken. Beispiel: Man hat Probleme mit dem Partner oder hat einen Todesfall in der Familie.  
  1. Andere Krankheiten: Wenn man an einer ernsthaften Krankheit leidet, wie zum Beispiel Krebs oder aus anderen Gründen länger im Krankenstand ist, kann das auch Depressionen auslösen. 

Was sind die Symptome von Depression? 

Depression bedeutet nicht, dass man persönlich versagt hat. Es ist eine Diagnose und die Krankheit hat viele Gesichter. Zu den Symptomen zählen eine depressive Stimmung in ungewöhnlichem Ausmaß, keine Freude am Leben und Desinteresse an sozialen Aktivitäten. Möglich sind auch ein mangelndes Selbstvertrauen, allgemeine Müdigkeit und Schlappheit, die länger anhalten. Auch Konzentrationsschwäche, Schlafstörung, Appetitverlust oder ein erhöhter Appetit können Symptome einer Depression sein. Wenn Sie das Gefühl haben, an Depressionen zu leiden, wenden Sie sich bitte umgehend an Ihren Arzt. 

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Wie kann man depressiven Menschen im Job helfen? 

In Betrieben muss mehr Rücksicht auf mögliche psychische Belastungen genommen werden. Depressionen können nicht mehr tabu sein. Man muss offen darüber sprechen und Unterstützung anbieten. Es kann für Betroffene verheerend sein, wenn sie ihre Krankheit ständig verstecken müssen — aus Angst, als kompliziert oder nicht belastbar abgestempelt zu werden. Es sollten klare Ansprechpartner an die ganze Belegschaft kommuniziert werden. Auch Anleitungen, was man tun kann, wenn man sich psychisch nicht gut fühlt, sind hilfreich.

Ein großer Anteil der Befragten im Depressions-Barometer gab an, im Job nicht über die Depression zu sprechen. Obwohl die Krankheit gut behandelbar ist, wird sie nicht früh genug erkannt. Es ist besonders wichtig, dass Menschen schnell professionelle Hilfe bekommen. 

Wie komme ich aus der Depression raus? 

Die Autorin Ursula Nuber hat in ihrem Buch “Wer bin ich ohne dich?” fünf Wege aus der Depression angezeigt: 

  • Sinn erkennen: Depressionen passieren aus einem Grund. Was ist die Botschaft dahinter? Es geht dabei nicht nur um körperliches, sondern auch psychisches. Was passiert gerade mit mir? Wenn man es schafft, die Botschaft zu verstehen, kann das schon der richtige Schritt in eine positive Entwicklung sein. 
     
  • Aktiv werden: Sie übernehmen Verantwortung für sich selbst, lernen mehr darüber, wie Sie funktionieren. Was Ihnen gut tut, was nicht. Sie entscheiden, kein Opfer von Depression mehr sein zu wollen, sondern selbst daran zu arbeiten, sich besser zu fühlen. 
     
  • Hilfe akzeptieren: Freunde, nette Kollegen, Familie können einem dabei helfen, den Prozess der Depression zu meistern und mehr Lebenskraft zu gewinnen. 
     
  • Mehr Selbstliebe: Depressive Menschen neigen dazu, sich selbst zu kritisieren und sich selbst als Versager anzusehen. Betroffene müssen mehr Selbstfürsorge entwickeln und sich nicht dem Druck hingeben, immer etwas für andere leisten zu müssen, sondern vor allem für sich selbst. 
  • Nicht immer nett sein: Wir alle sind nur Menschen mit guten und schlechten Tagen. Wieso sollten wir ständig freundlich tun, wenn wir es manchmal nicht sind? Erfahrungen mit Aggressionen sind genauso wichtig, wie die Freundlichkeit gegenüber anderen. Wenn jemand ständig nett ist, wird er ausgenutzt und bekommt keine Anerkennung für sein Freundlichsein, sagt Nuber in ihrem Buch. 

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Dr. rer. nat. Christopher Gröning
Leitender Arbeitspsychologe
Christopher Gröning von Betriebsarztservice

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